SUSIES stellt vor:
Local Food Blogs in Hamburg – Simone Filipowskys „S-Küche”
SUSIES Local Food trifft Simone Filipowsky im Café „Speisezimmer”. Die studierte Modedesignerin kocht in einer Schule und hat irgendwann mit dem Bloggen begonnen, um besondere Rezepte zu veröffentlichen. Ihre „S-Küche” ist ein schönes Kompendium an regionalen und saisonalen Gerichten.
Unter Food-Bloggern gibt es sehr unterschiedliche Vorgehensweisen. Die einen lassen sich inspirieren von dem was andere tun, überarbeiten deren Rezepte, ergänzen, modifizieren, verstehen das eigene Kochen als sozialen Akt im öffentlichen Raum. Andere arbeiten eher autonom, probieren, verwerfen, beginnen erneut, zitieren sich selbst, sind auf der Suche nach der besseren Lösung, und manchmal verlieren sie kein Wort über ihr Tun, weil es nicht gelungen ist. Beide Systeme haben ihre Berechtigung.
Manchmal schlägt unser Herz für den innovativen Geist, der Ideen aufgreift, sie modifiziert und so manchem Rezept oft genug eine kongeniale Note gibt, sich dann von etwas Neuem begeistern lässt und weiter zieht. Oft beeindrucken uns die Perfektionisten, die ständig an ihren Rezepten feilen, nur um einen Schritt weiter zu kommen. Simone zählt zu Letzteren. In ihrem Blog „S-Küche“ findet man auch schon mal die zweite oder gar dritte Variante einer Zubereitungsweise. Dabei erwähnt sie immer, von wem eine neue Idee stammt. Sie ist eine Suchende.
Wir waren gespannt darauf, sie kennen zu lernen. Und umso überraschter, als sie sich bei unserem Treffen im „Café Speisezimmer“ ganz unprätentiös gab, ruhig, norddeutsch, manchmal etwas knapp, eine Brille steckt in ihrem nicht leicht zu bändigenden Haar. Sie macht nicht viel Tamtam (auch nicht um sich), eine Köchin, die um ihr Können weiß. Simone ist eine Frau in ihren „besten Jahren“ mit nicht leicht zu bändigendem Haar, in dem ihre Brille steckt. Und als sie mit ihrem Kleinwagen einen Parkplatz vor dem Café gefunden hat, muss sie erstmal mit dem Hund eine Runde machen.
Der liegt jetzt im Auto, während wir uns über die Suche nach dem guten Geschmack unterhalten. Dass es den gibt, stellt sie ausgerechnet in einer Schule unter Beweis. Da gehörte sie anfangs nur zum Kreis der Mütter, die in der Cafeteria halfen und so die Übernahme durch einen seelenlosen Catering-Betrieb verhinderten. Als sich zeigte, dass Simone wirklich kochen kann, bat man sie den Job ganz zu übernehmen. Sie willigte ein und versorgt nun die Schüler täglich mit frischem Essen. Dabei folgt sie der Selbstverpflichtung, keine Zutaten aus der Tüte zu verwenden. Das ist gar nicht so einfach in einem festen Kostenrahmen, die Eltern zahlen pro Essen 3,50 Euro.
Woran erkennt man einen Menschen, der sein Leben gefunden zu haben scheint? Am Selbstverständnis mit dem er tut, was er tut. Und vielleicht daran, dass er nie aufhört zu tun, was er liebt. Simone kocht quasi ständig, selbst wenn sie nicht am Herd steht. Ihre Blog-Arbeit beginnt nach der richtigen, oft bleibt sie dafür in der Schulküche, packt ihre Kamera aus und beginnt. Es sind fast immer regionale und saisonale Rezepte. An manchen werkelt sie mehrere Tage, bis sie endlich zufrieden ist damit. Ohne dass sie daraus ein großes Bohei macht. „Es ist halt so.“
Simones Lieblings-Adressen für regionales Essen in Hamburg
Milchhof Reitbrook in den Vier-und-Marsch-Landen – lässt eine alte Tradition wieder aufleben und beliefert Haushalte im Osten Hamburgs mit frischen Milchprodukten, auf Wunsch sogar mit Vorzugsmilch, die ist sehr gehaltvoll, nicht pasteurisiert und deshalb nur für ein paar Tage haltbar.
Gutshof Wulksfelde in Tangstedt – Produkte aus Öko-Landbau und aus biologischer, ethisch korrekter Tierhaltung gibt es im Laden auf dem Gutshof, quasi direkt vom Erzeuger. Auch ein für seine innovative Regionalküche viel gerühmtes Restaurant gehört zum Bio-Hof kurz hinter der Hamburger Stadtgrenze.
Local Blogs bei SUSIES:
Kitchenmate – Laura und Rudi lassen uns an ihrer Experimentierlust teilhaben
Projekt gesund Leben – Hannah will mehr vom Essen als einfach satt zu werden
The Vegetarian Diaries – Arne präsentiert seine umfangreiche Sammlung veganer Rezepte
Auch diese Blogs gefallen SUSIES:
Simone zählt zu den Menschen, die dem Internet eine Seele geben, und denen das Netz ein zweites Leben ermöglicht. Im Bloggen sieht sie eigentlich vor allem die Gelegenheit, „außergewöhnlicheres und qualitativ hochwertigeres zu veröffentlichen als ich mittags auf die Teller bringe“. Dass das so viele Leser interessiert, sie inzwischen gar eine eigene Fan-Gemeinde hat (wir gehören dazu), freut sie. Und sie quittiert es norddeutsch, knapp. „Freut mich.“
Wieso S-Küche?
Es ist ein Spiel mit den Begriffen – mit S-Klasse und Ess-Klasse. Und natürlich dem ersten Buchstaben meines Namen.
Wie bist du überhaupt darauf gekommen, zu bloggen?
Ich bin immer wieder nach einzelnen Rezepten gefragt. Und habe irgendwann angefangen sie aufzuschreiben.
Hast du mit deinem Erfolg gerechnet, immerhin hast du innerhalb eines Jahres mehr als 100.000 Leser gewinnen können?
Nein. Freut mich aber, dass es so ist.
Wie regional bist du?
Sehr. Ich achte darauf, überwiegend regionale und saisonale Produkte zu verwenden. Ich bin viel auf dem Fahrrad und mit dem Hund unterwegs, halte an Höfen, kaufe direkt vom Erzeuger.
Du hast uns ein Rezept mit gebracht. Was kannst du dazu sagen?
Der Kuchen ist ein schönes Frühlingsgericht, Rhabarber schmeckt wie die ersten Tage im Garten.
Rhabarber Grieß Kuchen mit Karamell und Orange
Ein fruchtig-frühsommerlicher Kuchen, überraschend, frisch und doch gehaltvoll. Das Rezept wirkt vielleicht aufwändig, ist aber ganz einfach. Und verblüfft mit saisonaler Leichtigkeit. Die Zubereitung erfolgt in mehreren Schritten.
DIE ZUTATEN
Boden
5 Kekse nach Wahl
40 g Butter
Karamellsauce
100 g Zucker
2 EL Wasser
50 g Butter
50 bis 100 ml Sahne
Grießteig
1 Bio-Orange, Zesten und Saft
70 g sehr weiche Butter
70 g Zucker
1 Tl Vanilleextrakt
2 Bio-Eier (L) Zimmertemperatur
50 g Mehl
1 Tl Backpulver
100 g Grieß
100 ml Milch
Rhabarber-Orangen Belag
den Saft obiger Orange
restliche Zesten
3-4 schön rote Rhabarberstangen
2 Blatt Gelatine
50 g Zucker
eventuell Schlagsahne
Zubereitung
Boden
Butter schmelzen, Kekse in einem Gefrierbeutel zerbröseln und zur Butter geben. Eine 18er oder 20er Springform seitlich ausfetten und mit Grieß bestreuen, zwischen Boden und Rand eine Lage Backpapier einklemmen. Die Keksmischung gleichmäßig auf dem Backpapier verteilen, schön andrücken und die Form in den Kühlschrank geben. Den Ofen auf 180 Grad vorheizen.
Grießteig
Mehl und Backpulver mischen, Schale der Orange sehr dünn abreiben, die Frucht auspressen, Saft beiseite stellen. Butter mit dem Zucker schaumig schlagen, 1 Teelöffel Zesten und Vanilleextrakt hinzufügen und die Eier – eins nach dem anderen – untermixen. Nacheinander Mehl mit Backpulver und den Grieß bei niedriger Drehzahl einrieseln lassen. Den Teig 30 Min. goldbraun backen.
Karamellsauce
In einem hohen Topf Zucker Wasser zu einer Paste verrühren. Den Zucker langsam schmelzen lassen, dabei NICHT umrühren, dabei kristallisiert der Zucker und wird steinhart! Wenn das Karamell die gewünschte Farbe hat, die Butter mit einem Holzlöffel unterrühren.Den Topf lieber etwas eher vom Herd nehmen, das Karamell dunkelt im Topf noch nach und wird schnell bitter! Mit der Butter zischt und spritzt es zuerst, ergibt aber bald eine schöne Creme. Nach Geschmack die gewünschte Menge Sahne unterrühren.
Rhabarber
Nach den 30 Minuten Backzeit, den Kuchen aus dem Ofen holen und mit dem Karamell bestreichen, das davon etwas am Rand herabtropft, macht nichts. Jungen Rhabarber muss man nicht schälen, älteren schon. Zwei bis drei Rhabarberstangen etwas kürzer, als den halben Durchmesser der Form schneiden und längs halbieren. Eine Stange übrig lassen. Kuchen mit den Rhabarberstücken strahlenförmig belegen. Rhabarber mit Zucker bestreuen und den Kuchen weiter backen.
Orangenguss
Die Gelatine in kaltem Wasser einweichen, restliche Rhabarberstange sehr klein schneiden und mit dem Orangensaft weich köcheln, das Ganze durch ein Sieb streichen, die Gelatine unterrühren und bei Seite stellen. Nach insgesamt 45 Minuten den Kuchen aus dem Ofen nehmen, abkühlen lassen und den Orangen-Rhabarberguss nur in die Zwischenräume der Rhabarberstücke gießen, eventuell bleibt etwas übrig. Die restlichen Orangenzesten über den Kuchen streuen. Den Kuchen kalt stellen und erst anschneiden, wenn der Guss fest geworden ist. Das hat bei mir eine Stunde gedauert.
Der Kuchen kann einen schönen Klacks Sahne vertragen!
S-Küche
Simone Filipowsky
Zum Einjährigen Ihrer S-Küche hat Simone ein Blog-Event gestartet – noch bis zum 1. Mai könnt ihr teilnehmen und etwas gewinnen: Hier geht es zur Ausschreibung.