SUSIES geht essen:
Hamburgs beste Restaurants mit regionaler Küche –
"Altes Mädchen" in der Sternschanze

 

SUSIES Local Food auf Genuss-Tour: "Altes Mädchen" in der Sternschanze – das Brauereigasthaus bietet modernes Craft-Beer mit viel Hamburger Tradition

Wie wichtig gute Nachbarschaft ist, hat er in Südafrika gelernt. Rund zehn Jahre hat Axel Ohm in dem Land gewohnt. Eigentlich sollte es ein Rückzug gewesen sein. Ein guter Freund war gestorben, und Axel, der frühere Profi-Surfer und dann erfolgreiche Marketing-Mann, suchte nach dem Sinn des Lebens. Und er entdeckte den Wunsch, etwas zurück zu geben. „Ich habe viel Glück gehabt“, sagt er heute, „habe als Sportler die Welt gesehen und als Geschäftsmann gut verdient.” Er gründete eine Initiative, die die Fußballbegeisterung südafrikanischer Jugendlicher als Antriebskraft für eine selbstbestimmte Zukunft nutzt, ohne Gewalt, ohne Drogen. „Dabei habe ich gelernt, dass du mit allen Nachbarn sprechen musst, willst du etwas erreichen.” Und so lud Axel in Hamburg alle Anwohner des Schanzenviertels ein, um ihnen das Konzept für die Ratsherrn-Brauerei und das Braugasthaus „Altes Mädchen” zu erklären. Er konnte sie überzeugen.

Wir treffen Axel im Craft Beer Store in den Schanzenhöfen. Ein dynamischer Typ, Anfang 50, der deutlich jünger wirkt. Man sieht ihm an, dass er sportlich ist. Und man erfährt im Gespräch, dass er ein moderner Städter ist: Er hat kein eigenes Auto, benutzt öffentliche Verkehrsmittel oder sein Fahrrad, er macht Yoga und ernährt sich bewusst. Und für diesen Lebensstil steht auch sein berufliches Engagement. Zurück nach Hamburg kam er nicht für die Arbeit, in Südafrika hatte er ein inzwischen gut funktionierendes Reise-Unternehmen gegründet, sondern aus Sehnsucht nach dem Norden. Bei der Suche nach einer neuen Aufgabe ließ er sich Zeit. Und als man ihn fragte, ob er am Neuaufbau einer Pils-Biermarke interessiert wäre, fand er das langweilig. In Südafrika hatte er die Craft-Beer-Szene kennen gelernt, die war spannend und lebendig. Axel konnte die Nordmann-Brüder, die Inhaber von Ratsherrn, überzeugen, in eine moderne Brauerei zu investieren, die auf Handwerk setzt, auf Geschmack und Vielfalt. Parallel lernte er in den Archiven viel über die Brau-Geschichte Hamburgs, dass hier einst rund 60 Sorten hergestellt wurden. Plötzlich war Bier sexy. 

 
SUSIES LOCAL FOOD HAMBURG – das Netzwerk für regionales Essen verbindet die besten Adressen.

SUSIES LOCAL FOOD HAMBURG – das Netzwerk für regionales Essen verbindet die besten Adressen.

Axels Tipps für regionales Essen in Hamburg

Klipkroog – vor allem weil ich die engagierten Leute mag.

Alnatura – ich finde es super, dass es die gibt.

Fleischerei Fricke – der Schlachter meines Vertrauens

Die beste local cuisine bei SUSIES

Vlet – Hafencity

Zum Spätzle – Neustadt

Waku Waku – Neustadt

Auch diese Adressen gefallen SUSIES

SpeisekammerGoldburgerTarterie St. Pauli

Auf dieser Basis entstand ein völlig neues Gesamtkonzept: Zur Brauerei, die nicht nur ein weiteres langweiliges Pilsener abfüllen, sondern für eine neue Bier-Vielfalt sorgen sollte, wurde dieser Shop geplant. Hier kann man die Produkte von Microbreweries aus aller Welt kaufen. Und hier macht das sogar Spaß. Der Store ist eben nicht so eine typische, zugige Getränkehandel-Halle, es ist ein heller Raum mit hoher Decke, eingerichtet mit schönen Holzmöbeln. Man sitzt, probiert, fachsimpelt mit einem der Bier-Sommeliers, kauft. Oder geht noch eine Kleinigkeit essen. Zwischen Laden und Brauerei räkelt sich das „Alte Mädchen” – der Braugasthof ist die logische Ergänzung des Konzepts: ein sauber aufgebautes, übersichtliches Lokal, groß und doch freundlich, es dominieren Gold- und Brauntöne, man sitzt auf urbequemen Stühlen an groben Holztischen und fühlt sich gleich wohl. Am Ende des Raumes flackert ein Kaminfeuer.

Sophia kommt an unseren Tisch, eine Frau mit rot-blonden Haaren und auffällig lackierten Fingernägeln, eine ausgebildete Bier-Sommeliere. Bei ihr bestellen wir eine Test-Stiege Ratsherrn-Bier – fünf kleine Gläser mit Jungbier, Pilsener, Pale Ale, Rotbier und Winterspice. Sie erklärt, woher die Geschmacksunterschiede kommen, welchen Einfluss Malz und Hopfen haben, dass das Jungbier wie Federweißer sei, dass das Pale Ale voll gestopft werde mit Hopfen und daher seine fruchtige Bitternote hat, und dass im Winter-Bier eine belgische Hefe eingesetzt wird und Gewürze wie Ingwer und Muskat. Es ist verblüffend, wie unterschiedlich die Biere schmecken. Worauf man achtet, wenn man gut angeleitet wird. Und wie viel mehr Spaß es macht, so abwechslungsreich zu trinken als bloß ein paar Pils in den Kopp zu kippen. Es geht offenbar vielen so, denn abends wird es voll im Alten Mädchen, in dem verblüffend viele junge Frauen Bier trinken.

Wir bestellen ein Snack. Yasmin backt im großen Ofen frische Brote. Wir lassen uns drei Scheiben abschneiden und jeweils mit Gemüse, Matjes und Tatar belegen. Und dann sitzen wir da, testen Brote und Bier, räsonieren über guten Geschmack und den modernen Konsum, der ohne erhobenen Zeigefinger die Welt ein wenig verändern kann. Ein Konzept, das in Hamburg genau so funktioniert wie in Südafrika. Axel, wir hätten da trotzdem noch ein paar Fragen:

Wieso „Altes Mädchen“?

Wisst ihr nicht? Ha! So hat Freddy Quinn einst Hamburg besungen, die Stadt als altes Mädchen: „Ich sehe Straßen voll Tempo und Licht, doch ich kenne auch ihr Alltagsgesicht..."

Wie regional sind Brauerei und Restaurant?

Okay, es gibt keinen Hopfen in Norddeutschland. Aber bei den allermeisten Produkten achten wir darauf, sie aus der Region zu beziehen: Malz und Gerste bekommen wir aus Hamburg, bzw. aus Nord- und Süddeutschland. Unser Wasser – immerhin 92 Prozent eines Biers – kommt von hier, und die Holzkisten, in denen wir Ratsherrn verkaufen, lassen wir in den Elbe-Werkstätten herstellen. Ein Hamburger Reinigungs-Unternehmen kümmert sich um die Säuberung der Brauanlage, wir lassen hier abfüllen und etikettieren. Diese Verantwortung ist uns wichtig: Unser Strom kommt von Hamburg Energie, 100 Prozent ohne Kohle- und Kernenergie. All das müsste man nicht tun. Aber wir wollen es, und unsere Kunden unterstützen uns, indem sie die etwas höheren Preise für unser Bier tragen. Es fühlt sich gut an.

Und das Restaurant?

Wir beziehen unser Fleisch vom LandWert-Hof bei Stralsund, wir backen unser Brot selbst, ausschließlich mit Mehl aus der Region, wir verkaufen Tee von Samova und Saucen von Senf Pauli. Ich könnte noch viel mehr aufzählen. Punkt ist: Wir finden Regionalität super.

Welches eurer Gerichte bringt die Küche des Alten Mädchens am besten auf den Punkt?

Wir „entdecken” ja ständig neu – vor allem alt-bekannte, aber in Vergessenheit geratene Gerichte. Oder solche, die man ein wenig aufpolieren musste, etwa die Hackepeter-Stulle oder den Strammen Max. Dieses Brote sind es vielleicht am ehesten, die uns auszeichnen. Sie sind einfach und doch überraschend gut.


Altes Mädchen

Lagerstraße 28 B, 20357 Hamburg

Tel. 040- 8000 777 50

www.altes-maedchen.de

Mo bis Sa ab 12 Uhr , So Frühschoppen ab 10 Uhr

SUSIES empfiehlt Vegetariern auf jeden Fall die Gemüse-Stulle mit Paprika, Zucchini und Aubergine, sehr lecker; 8,50 €. Wer Fleisch isst, wird vom Roastbeef im Malzbierlack mit Bratkartoffelsalat und Kräutermayonaise begeistert sein, ein tolles Rezept; 19 €.

 

weitere Infos zur Micro-Brewery von Ratsherrn findet ihr in unserem Blog