SUSIES erkundet Hamburg: Die Kochcowboys
SUSIES Local Food auf Entdeckungstour in der eigenen Stadt: Die „Kochcowboys” sind die wohl coolste Männer-Kochgruppe der Stadt. Von Zeit zu Zeit treffen sich die Mitglieder, essen, trinken, fachsimpeln. Wir durften ihnen für ein paar Stunden Gesellschaft leisten...
„Wir hatten tatsächlich mal ein Mitglied, der hat eine Dose aufgemacht", sagt Fabian. Und fügt lachend hinzu: „Wie gesagt, wir HATTEN mal ein Mitglied…“
Auch die anderen stimmen in das Lachen ein. Selbst zu kochen ist quasi die Präambel der Verfassung dieser Gemeinschaft. Es ist wichtig, dass sich alle daran halten. Und das Klingeln der Gläser, die jetzt anstoßen, besiegelt auch einen Pakt. Wir stehen in der Küche einer sehr schönen Villa in Alsternähe. Die Küche nimmt ungefähr ein Viertel des Erdgeschosses ein und besticht mit einer großen Kochinsel, die übergeht in einen langen Tisch, an dem 12 Stühle stehen. Es ist ein perfekter Ort für eine genussfreudige Gesellschaft. Und genau so eine hat sich hier eingefunden.
Wir sind umgeben von zehn Männern, die mit Kühltaschen und Einkaufskörben gekommen sind, in denen Tupper-Boxen und in Alufolie gewickeltes lagen, Gemüse und Obst, Messer und Weinflaschen. Vor allem Weinflaschen. Aber, halt, das gleich vorab: Dies ist kein Trinker-Treff. Selten haben wir Männer so lustvoll genießerisch sich mit Wein befassen sehen wie diese, die alle schwarze Sweat- bzw. Polo-Shirts mit dem rot-goldenen Aufdruck „Kochcowboys“ tragen.
Koch- was bitte? Cowboys! Auf die Frage, wieso dieser Name, sagt Stefan, der inoffizielle Sprecher, quasi der Marshall der Truppe, dass er vor einigen Jahren einem anderen Kochclub angehört habe. Und der sei so steif und langweilig gewesen, dass er a) sofort wieder raus wollte, und b) wusste: „Ich werde einen eigenen Club gründen, und wir werden Spaß haben am Kochen und am Essen. Wir werden anders sein.“ Und das ist ihm gelungen. Kochcowboys, das klingt zwar so als würde man vor allem Grillwürstchen verbrennen und dann mit Bier runter spülen. Doch das Gegenteil ist der Fall – die Kochcowboys sind eine kulinarische Clique. Ohne Dünkel, ohne Angebersprech über Abgang und Blödsinn. Sie kochen einfach gern. Und verdammt gut.
„Komm gib’ mir eine 3 oder 4“, sagt Grischa zu Marcel, der eine Liste angelegt hat mit allen Gerichten, die heute Abend gekocht werden, und die er jetzt in eine Reihenfolge bringt. Und schon dazu fallen uns viele Fragen ein: Wer bestimmt, was überhaupt gekocht wird? Antwort: Niemand. Jeder kann machen, was er will. In sechs Jahren ist es erst einmal vorgekommen, dass zwei Kochcowboys das gleiche kochen wollten. Habt ihr nicht oft sieben Vorspeisen oder sechs Desserts? Nein. Aber es kommt schon mal zu gewissen Häufungen. Gibt es eigentlich Regeln? Ja, man kocht frisch, Tütenprodukte sind verboten. „Du kriegst die 2“, sagt Marcel jetzt zu Grischa, der grummelt, sagt, er hasse es, so früh dran zu sein. Aber er ist einsichtig, denn mehrere Jungs brauchen den Backofen, er nicht.
Die Kochcowboys
Stefan Wiegand
Jochen Wolfart
Massimo Göttsche-Bebert
Fabian von Bülow
Marcel Haar
Michael Claus
Marcus Ulrich
Marco Gaspar
Norbert Kellner
Wolfgang Zietz
Göran Rössel
Dr. Dieter Behrens
Maik Herbst
Stefan Alt
Grischa Koch
WEITERE INITIATIVEN bei SUSIES
Kräuterwanderung – Othmarschen
Hässliches Erntlein – Sternschanze
Stiftung Kinderjahre – Uhlenhorst
Und dann geht es los. Alle fangen an zu schnibbeln und zu schneiden, Wasser wird aufgesetzt, Salz und Pfeffer gereicht, erst gibt es einen kurzen Disput um die Nutzung der Pfannen, dann einen um die Herdplatten. Doch es fällt kein böses Wort, selbst in Momenten der Hektik, etwa als Fabian um sein Ribeye mit Kaffee-Sauce ringt, oder als Stefan um heilige Ruhe bittet mitten im Getöse, um vorsichtig seine rohen Eier umzubauen, herrscht eine fröhlich-freundliche Atmosphäre. Man sieht einander zu, fragt nach dem Rezept, man gibt sich Rat und hilft einander. Und spätestens jetzt denken wir, dass es keine Konflikte mehr gäbe, keine Kriege, wenn Männer nur öfter miteinander kochen würden.
Zehn Kochcowboys, zehn Rezepte, zehn Essen, zehn Weine. Die, die als letzte dran kommen, haben es besonders schwer. Alle haben schon viel gegessen, einiges getrunken. Und jetzt freut sich Grischa, dass er als zweiter dran ist. Wie jeder Kochcowboy muss auch er seinen Gang ausbringen, er stellt sich vor die Gruppe und sagt, was es gibt: „Matjes Cevice mit gerösteter Süßkartoffel. East meets West, äh North…“ Dazu kommt ein frischer Riesling ins Glas, blassgold und leicht perlend.
Jetzt wird gegessen. Mhmm. Lecker. Man lobt einander, sagt auch, was nicht gefällt. Die Stimmung ist offen, konstruktiv. Dann hilft man sich beim Abräumen und spülen all dessen, was nicht in die Maschine kann. Und es beginnt der nächste Kochcowboy sein Gericht zu servieren. Auch das besticht, und deshalb sind wir eigentlich hier, mit überwiegend regionalen und saisonalen Zutaten…
Sie nennen sich „Der coolste Männerkochclub in Deutschland“, sie werden in Magazinen und auf Websites vorgestellt, man lädt sie zu Fotoshootings ein, inzwischen betreiben sie sogar ein eigenes Merchandising, verkaufen Spaghetti und Olivenöl, Saucen und Wein. Und eine Reihe an Gewürzen, die sie zusammen mit 1001-Gewürze kreiert haben.
Der nächste Gang steht an. Und wir lassen die Jungs jetzt unter sich weiter machen. Wir waren nur Gäste, was eigentlich in der Satzung nicht vorgesehen ist, erst recht nicht, wenn eine Frau dabei ist. Dabei ist die Entscheidung, als Männergang zu kochen keine gegen Frauen. Sondern eher die Definition eines kreativen Freiraums. Getreu dem Motto: „Männer kochen anders.“ Viel Spaß noch heute Abend! Und danke für die Einladung. Es hat uns gefallen!
Kochcowboys
Ihr seid interessiert daran, auch ein Kochcowboy zu sein? Bewerbt euch einfach über die Website. Allerdings sei der Hinweis erlaubt, dass es bereits eine lange Warteliste gibt. So dass wir empfehlen, eine eigene Küchengang zu starten. Ein paar Namen haben wir uns bereits ausgedacht: Herd-Indianer. Küchenritter. Cookista-Club… Und: Wir freuen uns schon auf eure Einladung!