Susies stellt vor:
Hamburgs beste Cafés für regionalen Genuss  –
„less political" in der Sternschanze

 

SUSIES Local Food zu Besuch bei
„less political” in der Sternschanze. Filine und Mika sind die Künstler der Third Wave-Kaffeekultur in Hamburg. Sie bereiten ihre Kaffees zwar sehr sorgsam zu, aber nicht dogmatisch. Und ihr Café verstehen sie eher – als ein Projekt

„Commercial Piece 1“ heißt es auf dem kleinen Schild neben der Tür und deutet an, dass dieses Café mehr ist als ein Kaffee-Ausschank. Mika, einer der Gründer, ist Konzeptkünstler, er hat auch in Hamburg schon mehrfach ausgestellt. Filine, die andere Gründerin, ist Schriftstellerin, und als die beiden vor zwei Jahren mit Freunden den Laden in der Sternstraße entdeckten, sollte hier erst eine Galerie entstehen. Das Ladenlokal als Projektraum. Doch dann wuchs der Wunsch, etwas Neues auszuprobieren, das auf den ersten Blick nichts mit Kunst zu tun hat und vielleicht etwas weniger politisch ist als diese  – „less political” eben. Zum Glück wurde der Gedanke, T-Shirts zu verkaufen, verworfen, und die beiden gründeten ein Café.

„Eigentlich sind die Mechanismen von Kaffee und Kunstmarkt ziemlich ähnlich, auch beim Kaffee geht es um einfache Fragen: Welche Sorte ist die beste, wer ist der bekannteste Röster, und welche Preise werden erzielt,“ sagt Mika beim Wiegen des Kaffeepulvers für einen Filterkaffee. „Wir wollten diese Projekt ein Jahr lang ausprobieren, jetzt ist schon das zweite rum, und wir überlegen, noch um ein Jahr zu verlängern.“

Mit großer Ruhe gießt Mika heißes Wasser über den leeren Papierfilter und kippt es anschließend weg. Der Geschmack des Papiers soll den des Kaffees nicht beeinflussen. Es ist ein heißer Sommertag, draußen weht der Wind wie aus dem Fön, hier drinnen ist es dank dicker Mauern noch angenehm, doch das alte Barometer an der Wand deutet schon den kommenden Regen an. Langsam tropft der Filterkaffee auf das Eis in der Kanne, es entsteht kalter Kaffee, der besonders aromatisch ist, da durch das Eis die Aromen eingeschlossen bleiben. (Wer diesen Kaffee nachkochen möchte, findet unten das Rezept)

Die Ruhe und die Aufmerksamkeit für Details, die Mika und Filine beim Zubereiten der Kaffees haben, spiegelt sich auch im Laden wieder – puristisch und klar eingerichtet, auf den Tischen stehen  kleine Kakteen. Unter einem Stuhl lässt sich ein Strohballen entdecken, und die alte Wand-Lampe passt zur Musik. Swing und Jazz aus den 40ern schwebt durch den Raum, fast hat die Musik etwas wehmütiges, erinnert sie an die Zeit, als Menschen sich gemeinsam vor dem Radio versammelten und Duke Ellington und Benny Goodman lauschten. Auf dem Tresen steht eine Maschine für „Cold Drip - Kaffee“, Wassertropfen für Wassertropfen bahnt sich seinen Weg durch den Kaffee und erst in einigen Stunden wird der Glasbehälter mit der starken Essenz gefüllt sein.

Wir sitzen an der Theke, Mika hat Cold Brew und Cold Drip- Kaffees aus dem Kühlschrank geholt und lässt uns probieren. Der Cold Drip-Kaffee sei in Korea sehr beliebt, viele Liebhaber bestellten sich ihre gewünschte Menge am Morgen und würden diese dann nach der Arbeit abholen, bekommen wir erzählt. Das Extrakt hat fast die Konsistenz von Likör, es schmeckt ziemlich intensiv holzig und rauchig und wird daher häufig mit Wasser verlängert. Durch die kalte Zubereitungsform werden werden weniger Säuren und Bitterstoffe extrahiert, der Kaffee ist im Kühlschrank lange haltbar. Der Cold Brew dagegen ist leichter und fruchtiger im Geschmack.

 
SUSIES LOCAL FOOD HAMBURG – das Netzwerk für regionales Essen verbindet die besten Adressen.

SUSIES LOCAL FOOD HAMBURG – das Netzwerk für regionales Essen verbindet die besten Adressen.

Filine und Mikas Lieblingsadressen für regionale Produkte in Hamburg 

Milchhof Reitbrook – von denen bekommen wir unsere Milch, die wirklich großartig ist

Public Coffee Roasters in der Neustadt – Argin und Vejlko rösten wirklich besondere Bohnen, das schmeckt man. Genauso schätzen wir den Stockholm Espresso Club in Winterhude und Fab Coffee aus Altona. 

Luncheonette in Ottensen – die haben nicht nur den super Kaffee von Mr. Hoban`s, sondern machen auch großartige Mini-Burger.  

 

Die besten Cafés bei SUSIES:

Luciella´s Ice Cream – St. Pauli 

La Douce – Eimsbüttel 

Café Johanna – Neustadt 

Tide, Treibholz und Feinkost – Ottensen

Adele&Clodwig – Ottensen

Hej Papa – Neustadt

Auch diese Adressen gefallen SUSIES:

Café Paris, Gloria Café, Café Elbgold 

„Wir achten sehr darauf, woher wir unseren Kaffee bekommen. Uns beliefert Quijote-Kaffee aus Rothenburgsort. Die sind wahre Pioniere, stellen ihre Röstprofile online, die Mieten, die sie zahlen, auch die anderen Kosten und machen so transparent, was sie tun. Unseren Espresso No. 1 lassen wir von ihnen rösten.“ sagt Mika. „Zwar gehören wir auch zur Third Wave, allerdings sind wir nicht die größten Puristen. Wenn jemand etwas mehr Kaffee verwendet haben möchte, als eigentlich vorgesehen, dann gehen wir darauf ein. Wir verkaufen hier ja auch Kaffeesatz als Blumendünger und sehen das Café als Konzept. Und das wird gut angenommen, manche Gäste bringen uns sogar Cafésorten aus anderen Ländern mit.“

 

Wieso less political?

Diese beiden Worte waren nur eine Randnotiz, als wir mit Freunden nach einem alternativen Konzept für eine Galerie suchten. Als wir dann einen Namen brauchten, haben wir "less political" wegen seiner ambivalenten Bedeutung mit einem Augenzwinkern gewählt. Weniger politisch sind wir deshalb nicht - vielleicht weniger dogmatisch.

Wie regional seid ihr?

So regional, wie man mit Kaffee sein kann. Unter anderem arbeiten wir zusammen mit der Rösterei Quijote Kaffee aus Rothenburgsort und beziehen Kaffee von Mr. Hoban aus Wedel.

War euch klar, dass dieser Ansatz erfolgreich werden würde?

Uns war nicht wichtig, dass es erfolgreich werden würde. Als geplantes Konzept waren wir vor allem an den Mechanismen des Betriebes eines Geschäftes interessiert. Aber natürlich freut es uns, dass es so gut angenommen wird, sonst hätten wir nach einem Jahr sicherlich nicht weiter gemacht.

Wie geht es weiter mit less political?

Im August ist auch schon das zweite Jahr rum, und wir überlegen zu verlängern. Da wir aber auch noch andere Projekte verfolgen, wird es kein zweites Café geben, oder so etwas. Vielleicht werden wir mal selber rösten, aber momentan ist es ein schönes Projekt, das durch die moderaten Öffnungszeiten noch viel Platz für weiteres bietet.

Fotos und Text: Susanne Baade


less political 

Mika Neu

Sternstraße 68 

Hamburg-Sternschanze

Mo - Fr 12 - 18 Uhr, Sa 11 - 17 Uhr

www.lesspolitical.de

Auf der Website findet ihr auch einen Online-Shop, indem ihr den hauseigenen "Espresso No. 1", sowie einige Produkte wie Filterpapier und Dark Espresso Nelly bestellen könnt. 

www.lesspolitical.de/coffee.html

 

Rezept für frisch gebrühten Kaffee auf Eis:

15 gr gemahlener hochwertiger Kaffee 

230 gr Wasser 

einige Eiswürfel, wobei das Gewicht der Eiswürfel möglichst von der Gesamtwassermenge abgezogen werden sollte, damit der Kaffee nicht verwässert

eine Kanne mit Filter zum Zubereiten von Filterkaffee 

Mit 30 ml Wasser wird die pre-injection vorgenommen, damit wird dem Filterpapier der Geschmack entzogen und bei heißen Kaffee die Kanne angewärmt. Das durchgelaufene Wasser wird weggegossen. Dieser Vorgang sollte ca. 30 sec dauern.

Danach werden einige Eiswürfel in die Kanne geben und mit den restlichen ca. 200 ml Wasser der Kaffee aufgebrüht. Die Eiswürfel in der Kanne sorgen nicht nur dafür, dass der Kaffee kalt wird, sondern schließen auch die Aromen. 
Nach  einer Minute bis 1:30 sollte der Kaffee fertig sein.